Samstag, 17. Oktober 2009

Wer ist eigentlich dieser Mate?


Bevor ich nach Buenos Aires kam habe ich nicht wirklich von Mate gehört. Aber hier wird man so ziemlich an jeder Ecke, in jedem Büro und Amt, in der Uni und sonst so von matetrinkenden Argentiniern überrascht. Plaudernde Polizisten am Straßenrand trinken Mate, Studenten vor der Uni, Leute im Park.

Ja richtig Mate ist ein Getränk. Um genauer zu sein, ein Tee wie der Name schon sagt ;-). Doch hierbei handelt es sich nicht einfach um ein herkömmliches Getränk.
Nein, wenn man von Mate spricht, meint man eine ganze Matekultur. Man denkt dabei an Beisammensein, an Gemeinschaft, an den Austausch
Gleichgesinnter, an sich Zeit nehmen, an Gesundheit und Teilen. Man entspannt sich. Mate wird privat getrunken, in der Arbeit, zu jeder Tages und Nachtszeit, als Nahrungsersatz, zur Entspannung, zur Genesung. Aber wenn man Matetrinkende sieht hat man immer einen ganz besonderen Eindruck: Die nehmen sich Zeit.

Ein Mateset besteht aus einem Teebecher, der sich Calabaza nennt. Calabaza bedeutet auch Kürbis. Warum aber Kürbis? Na ganz einfach: traditionell besteht der Behälter außen aus Holz oder Leder und innen aus einem ausgehöhlten Kürbis, oder aus Holz (siehe Bild).
Außerdem bedarf es zum Matetrinken einer
Bombilla, also einem bestimmten Strohalm. (Siehe ebenfalls Bild). Matestrohalme verfügen über ein spezielles Sieb am Ende damit die kleinen tückischen Blätterchen nicht vom gierigen argentinischen Matetrinker aufgesogen werden. (Allerdings verfügt mein Matestrohalm nicht über ein Sieb, das kein Kraut durchlässt. Außerdem rostet mein Halb bereits nach einmaliger Anwendung. Naja aber er sieht gut aus.)
Also was hat es nun mit der Matekultur auf sich? Mate ist kulturell in Lateinamerika tief verwurzelt, denn schon die Ureinwohner Lateinamerikas tranken ihn. Schon der spanische conquistador (Eroberer) und Gründer von Buenos Aires Pedro de Mendoza, berichtete Ende des 16. Jahrhunderts von einem aufmunternden Getränk der Indios. Ja Koffein ist da auch drin. Aber Argentinier pflegen zu sagen: Matein. Die Mateblätter werden aus einer ganz bestimmten Palmenart gewonnen.
Heutzutage wird mate vornehmlich in Argentinien, Paraguay, Uruguay, im Süden Brasiliens und in Chile getrunken. Aber
jedes Land pflegt seine ureigene Matekultur. Zum Beispiel ist der Matebehälter in Uruguay viel breiter als bei uns in Argentinien. Sie sollen auch viel fanatischer Sein als die Argentinier (das ist nach menschlicher Nachempfindungsmöglichkeit jedoch ausgeschlossen). Der Fanatismus der Uruguayaner schlägt sich auch in der Art und Weise wieder, wie sie die zerhackten Blätter in den Matebehälter geben. Sie füllen ihn nämlich ganz fanatisch fast ganz voll bevor sie Wasser hinzugeben, so dass sich ein Hügel von zerhackten Blättern ergibt. Außerdem setzt man den Strohalm als echter Uruguayaner erst an der einen Seite des Gefäßes an und dann wechselt man gekonnt zur anderen Seite. :-) Ja ja und in Paraguay, da machen die den Mate mit Früchten. Ja und im Süden Brasiliens, da ist der Matebehälter viiiiiiiieeeeel GRÖßER und breeeeeeeeeeeeeeeiteeeeerrrrrr und die YERBA (also das Kraut) ist viel grüner also viel unreifer und Argentinier finden unreife Yerba eklig.

Naja nun aber zur Verbraucherinformation. Ich hab meine Spanischlehrerin mal ausgequetscht über die Matehabits, als sie mir einen andrehen wollte und ich ihn dankend abgelehnt habe. Also um ehrlich zu sein mag ich Mate nicht. Aber ich bin offen dafür ihn (wenn ich sehr sehr sehr gut gelaunt bin) zu probieren, denn jeder macht ihn anders. So wie ich ihn mache schmeckt er grässlich, aber ich habe keine Ahnung wie man ihn sonst machen könnte. Sollte man das Wasser kälter lassen? Oder mehr Yerba reingeben? Oder darauf achten, dass die Bombilla nicht rostet? Oder muss man erst zwei Kannen trinken, dass er schmeckt? Oder wird er nie schmecken?

Hier die Verbraucherinformation
Oder: Was du unbedingt beachten musst wenn dir jemand nen Mate anbietet:

Oder auch nach Jo: Die 10 heiligen Gebote des Mate-Kultur-Trinkens-Kunst!
1. Mate wird nur von der Person ausgeschenkt, von der du eingeladen wurdest ihn zu trinken, ansonsten sagt man wird der Mate sofort schlecht
2. Wenn die ausschenkende Person fälschlicherweise zu viel Wasse auf das Kraut gibt und der ganze Pot überläuft, sagt man: die Schwiegermutter weint :-) hihi
3. Wenn Mate in einer Runde mehrerer Personen getrunken wird, gibt es lediglich einen Behälter, aus dem alle trinken (versteh nicht, warum das in Zeiten der Schweinegrippe nicht verboten wird :-)). Wenn der Behälter leer ist, muss er mit Wasser aufgefüllt werden und zwar... ja richtig... von der Person die ihn zubereitet hat. ABER wenn man den Behälter dann fälschlicherweise an die nächste Person weiterreicht dann: hat diese riesen Glück weil sie ihn bekommen hat obwohl der Ausschenker ihn bekommen müsste. Der Empfänger des Matebehälters muss dann den Boden des selben küssen und man sagt, dass er dann bald ein Geschenk erhalten wird.
4. Ist man in einer Gruppe mit vielen Leuten. Dann gibt es mehrere Materunden, also zum Beispiel bei 15 Leuten teilen sich immer 5 einen Mate.
5. Es gibt eine Mano del Mate , also die Hand des Mate. Sie gibt die Richtung an. Als Ausschenker kann man die Richtung nach Links oder nach Rechts bestimmen. Normalerweise allerdings nach Rechts.
6. Wenn die Runde sehr sehr groß ist, ist es Gang und Gebe sich um den Mate zu streiten. Das geht so: "Ich will ihn". "Nein ich will ihn zuerst". "Nein du hattest ihn beim letzten mal". usw (ist beliebig ausdehnbar, je nachdem ob man jetzt eine aufbrausendere Persönlichkeit ist oder nicht. Soll ja nicht gestellt wirken).
7. Mate ist ein Zeichen von Freundschaft. Also sag nicht: "nö, mit dir trink ich keinen", oder: "deiner schmeckt mir nicht". Nicht einmal zu deiner besten Freundin (meinte meine Spanischlehrerin. Außer zur Mama) Trink ihn also auch, wenn du ihn nicht magst.
8. Der beste Mate ist der, den du selber machst. (Naja außer in meinem Fall.)
9. Man kann den Mate dann nicht mehr trinken, wenn sich der Yerba absetzt.
10. Bäääääääääää

sonst noch was nö, na dann !buen provecho! (nen guten) und viel Spass beim Probieren und Philosophieren

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